Phänomen Kiffer-Penis: Macht Cannabis-Konsum impotent?

Wenn ich so durch die Straßen meiner Wahlheimat Berlin laufe, erschnuppere ich ihn immer häufiger: Diesen typischen, würzigen Geruch von Marihuana, im Englischen auch Weed genannt. Ja, sie sind unter uns: Kiffer und Weed-Aktivisten, Leute also, die sich ganz offen für eine Legalisierung von Marihuana einsetzen. Tatsächlich hat der Konsum von Gras so seine Vorteile, sogar beim Sex. So macht ein Joint lockerer und soll bei Männern wie Frauen die Lust auf Sex erhöhen. Außerdem wurde in Studien nachgewiesen, dass regelmäßiger Cannabis-Konsum die sexuelle Wahrnehmung verbessere und intensiviere.

Und nun das: Anstatt die hart erkiffte Geilheit zu genießen, soll das so genannte „Weed Dick“-Phänomen, was sich mit „Kiffer-Penis“ übersetzen ließe, Marihuana-Fans einen Strich durch die Rechnung machen. Sprich: Cannabiskonsum soll zu Erektionsproblemen führen.

Aber was ist dran an der Mär vom schlaffen Kiffer-Penis? Fakt oder doch nur Geunke von Weed-Gegnern? Laut Urologe Prof. Dr. Frank Sommer lässt sich diese Frage nicht eindeutig beantworten. In einem Interview mit BILD sagt Sommer: „Das Problem ist, dass es viele Faktoren gibt, die dabei eine Rolle spielen können. Etwa, wie oft jemand Cannabis konsumiert, in welchen Dosen und auch, welche Zusammensetzung das Marihuana hat. Es ist jedoch möglich, dass eine Überdosierung von Cannabinoiden – wie bei jeder anderen Droge – dazu führt, dass der Penis einen Schaden haben kann. Ab welcher Dosis es zu viel und schädlich wird, lässt sich aber nicht sagen, da das sehr individuell sein kann.“

Auch Urologe und Autor Dr. Christoph Pies („Männer-TÜV“) ist skeptisch, ob Weed-Genuss zum Potenz-Killer werden kann, verweist aber auf Studien, die durchaus für die These durchaus sprechen. Pies:

 „Diese Studien mit Daten von 3.395 gesunden Männern zeigten, dass von den Cannabiskonsumenten 69,1 Prozent Potenzprobleme hatten, von den Nichtkonsumenten dagegen nur 34,7 Prozent. Die Daten legen nahe, dass Potenzstörungen bei Cannabiskonsumenten im Vergleich zu Kontrollgruppen doppelt so oft vorkommen könnten!“, so Dr. Pies.

Puh. Nicht so schön. Und noch eine weitere Hiobsbotschaft gibt es: Wissenschaftliche Studien zeigen, dass sich Cannabis negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken könnte. Belegt ist das allerdings nicht.

Für alle jedoch, die nicht regelmäßig, sondern nur ab und an mal einen Joint rauchen, gibt es auch eine gute Nachricht. Laut Prof. Dr. Frank Sommer mache die durch Cannabis entstehende entspannende Wirkung es manchen Männern sogar einfacher, eine Erektion zu bekommen.

Der Urologe: „Das liegt daran, dass sie dann mehr Nervenimpulse verspüren, und von diesen ist eine Erektion abhängig. Das muss aber nicht bei allen so sein! 20 bis 30 Prozent haben dabei keinerlei positiven Erlebnisse dabei.“ Regelmäßiger Konsum wiederum könne sich negativ auf die Struktur im Penis als auch auf die Hormone auswirken, so Sommer. Und da hätten wir ihn wieder – den Kiffer-Penis.

Unser Fazit: Vielleicht den Joint doch ab und an mal liegen lassen und sich mit klarem Kopf ins Liebesspiel stürzen. Für Entspannung können ja auch gute Musik (wie wäre es mit was von Bob Marley?), gaaanz viel Zeit und vielleicht ein Porno, den man gemeinsam mit der Partnerin schaut, sorgen.

Übrigens: Kiffen ist in Deutschland nicht verboten. Bestraft werden kann laut § 29 Betäubungsmittelgesetz (BtMG), wer illegale Betäubungsmittel (also z.B. Cannabis) „anbaut, herstellt, mit ihnen Handel treibt, sie, ohne Handel zu treiben, einführt, ausführt, veräußert, abgibt, sonst in Verkehr bringt, erwirbt oder sich in sonstiger Weise verschafft.“ Außerdem sind Besitz, Durchfuhr und einige andere Dinge verboten. Der Konsum kommt jedoch im BtMG nicht vor und ist somit erlaubt.

Mehr Infos zu diesem Thema findet ihr hier:http://www.gruene-hilfe.de/haeufige-fragen-an-die-gruene-hilfe/ist-kiffen-nun-erlaubt-oder-nicht/